Griechenland: Sisis grünes Paradies auf Korfu
Wo einst die österreichische Kaiserin neue Kraft tankte, erwarten Reisende heute neben üppigen Wäldern und Bergwelten, außerdem Traumstrände und typisch griechisches Inselfeeling .
Von Brigitte Imhof
Im griechischen Restaurant „Etrusco" auf Korfu bleibt einem nicht anderes übrig, als sein Essen fotografieren. Denn die Präsentation von Schwertfisch-Carpaccio, Entenragout mit schwarzem Trüffel oder gestürzter Orangentarte ist zu ungewöhnlich, zu kunstfertig, um die Kreationen auch nur annähernd treffend beschreiben zu können. Das Restaurant wurde bereits mehrfach zum besten in ganz Griechenland gewählt. Natürlich erfolgt die Landung nicht spontan, denn die wenigen Plätze in diesem Gourmet-Heiligtum sind immer ausgebucht, weshalb eine Reservierung schon Wochen zuvor getätigt werden sollte. Aber auch ohne dieses Highlight würde das kulinarische Resümee auf Korfu sensationell ausfallen. Zu oft erklärt man während des Aufenthalts, noch nie irgendwo so gute gegrillte Calamari oder so schmackhafte Pasta mit Meeresfrüchten gegessen zu haben. Eine Woche voller Offenbarungen für den Gaumen.
Griechisches Urlaubsparadies
Doch nicht nur deswegen zählt Korfu zu den beliebtesten griechischen Urlaubszielen. Als der liebe Gott Korfu erschuf, hatte er einen besonders guten Tag. Diese Meinung vertreten nicht nur die Korfioten, sondern so ziemlich all jene, die Korfu schon einmal besucht haben. Die im Nordwesten Griechenlands gelegene Insel, die zur Gruppe der Ionischen Inseln gehört, ist überraschend grün. Das fällt schon beim Landeanflug auf. Dank der überdurchschnittlich vielen Regenfälle im Winter gedeihen hier mediterrane Wälder und mehr als vier Millionen Olivenbäume.
Hinzu kommen eine faszinierende wilde Bergwelt sowie wunderschöne Sand- und Kiesbuchten mit glasklarem Wasser. Schon die österreichische Kaiserin Sisi - Fans der Filme wissen das natürlich - hatte sich so sehr in Korfu verliebt, dass sie im Südosten der Insel einen Palast am Meer erbauen ließ, den sie Achilleon nannte. Das Anwesen mit seinem prachtvollen Schlossgarten gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Korfus. Und noch ein prominenter Adeliger ist eng mit Korfu verknüpft: Prinz Philip, der im vergangenen Jahr verstorbene Gemahl von Queen Elizabeth, erblickte 1921 in Korfu auf Schloss Mon Repos das Licht der Welt. Auch dieses auf der Halbinsel Analipsis gelegene Schloss lohnt einen Besuch.
Heiter und ein bisschen italienisch mutet ein Bummel durch die 2007 zum UNESCO-Weltkulturerbe gekürte Altstadt der Inselhauptstadt Kerkyra an. Hier haben die venezianischen Besatzer - wie zahlreiche andere übrigens - deutliche Spuren hinterlassen. Die verwinkelten Gassen sind von Boutiquen, Galerien, Souvenirshops, Cafés und Tavernen gesäumt. Die Esplanade ist Lebensader und Hauptplatz, auf dem es sich herrlich flanieren lässt. Einen wunderschönen Blick auf die Stadt hat man von der Alten Festung aus, dem Wahrzeichen von Kerkyra.
Korfus Traumküsten
Mit der wichtigste Trumpf im Ärmel Korfus sind die Strände, die der Insel einen Extra-Kick Exotik geben. Entlang der mehr als 200 Kilometer langen Küstenlinie sind die schönsten Strände aufgereiht. Die Auswahl reicht von sanft abfallenden, für Kinder geeigneten Sandstränden über Spots für Wassersportler und Sonnenanbeter bis hin zu versteckten Badebuchten für Romantiker und Entdecker. Ideal für Familien ist die Bucht Agios Georgios Pagi im Nordwesten, eingerahmt von zwei Höhenzügen. Ein Juwel ist auch der drei Kilometer lange, feinsandige Issos-Strand mit seinem kleinen Zedernwald.
Heiter, sympathisch und quirlig präsentiert sich der Küstenort Kassiópi im Nordosten mit seinem wunderschönen Hafen. Von dort ist es nur eine Seemeile hinüber nach Albanien. Die Cafés, Bars und Tavernen laden zum Relaxen, Genießen und Leute-Gucken ein. Die Boutiquen und Shops sind Fundgruben für Souvenirjäger. Tipp: ein Likör, kandierte Früchte, Marmeladen oder ein Hautpflegemittel aus Kumquats. Die bittersüßen Vitaminbomben sind eine kulinarische Besonderheit auf Korfu. Die Mini-Orangen stammen eigentlich aus Asien, werden aber seit mehr als 100 Jahren auch auf Korfu angebaut.
Abseits der strandnahen Urlaubsplätze gibt es auf Erlebnistouren allerhand zu entdecken. Eine Fahrt durch den Norden offenbart die Naturschönheit der Insel. Bergauf und bergab geht es durch Wälder, Olivenhaine und Bergdörfer, die sich wie Farbkleckse über die hügelige Landschaft verteilen. Eines dieser Bilderbuchdörfer ist Afiónas. Nach dem Rundgang vorbei an weißgetünchten, von Bougainvillea umrankten Häusern landet man unweigerlich in einem der unvermeidlichen Irgendwas-mit-Oliven-Läden.
Gastfreundschaft im Agios Athansios-Kloster
Beim Besuch des Frauenklosters Agios Athanasios bei Agros betreten wir eine eigene kleine Welt mit Olivenbäumen, blühenden Trompetenbäumen, Gemüsegarten und Bougainvillea in allen Farben. 28 Nonnen leben hier und niemand, der an der Pforte aus welchem Grund auch immer läutet, wird abgewiesen. In der kleinen Kirche gibt es prächtige mittelalterliche Ikonen zu bestaunen. Kunstvolle Ikonen, die von den Nonnen gefertigt werden, kann man im Klosterladen erwerben. Eine zweite Kirche ist gerade im Bau - eine Spende eines griechischen Millionärs, dessen Sohn von einer schweren Krankheit geheilt werden konnte.
Eine empfehlenswerte Route führt von Kérkyra über eine malerische Serpentinenstraße hinauf zum höchsten Inselgipfel, dem 906 Meter hohen Pantokrátor. Der Blick auf die Insel, hinüber zum griechischen Festland und zu den Bergen Albaniens, die zum Greifen nah scheinen, ist umwerfend. Von den vielen sehenswerten Bergdörfern ist Paleó Períthia hervorzuheben. Es liegt in einem fruchtbaren Hochtal unterhalb des höchsten Bergs, Pantokrátor. Das Dorf mit seinen rund 130 alten Steinhäusern verkam nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Geisterdorf, denn die Einwohner waren ein Stockwerk tiefer in Küstennähe gezogen, wo sie den Ort Neu-Períthia gründeten.
Bevor in Paleó (Alt-)Períthia endgültig die Lichter ausgingen, wurde in den 1990er-Jahren eine Taverne eröffnet. Langsam entdeckten Touristen dieses Juwel und auch die Einheimischen kamen wieder in den Ort, dessen venezianische Bausubstanz erhalten geblieben war. Mittlerweile gibt es vier Tavernen und eine kleine Pension. Auf Empfehlung unseres Hoteldirektors Vangelis kehren wir in der Taverne Fóros seines Freundes ein, um schöne Grüße zu bestellen und den wirklich sensationellen Walnusskuchen zu probieren.
Mit Berge & Meer nach Griechenland reisen.