Griechenland: Welche Insel passt zu mir?
Hellas wird dieses Jahr der große Hit. Wir verraten, was es wo zu entdecken gibt. Romantische Badebuchten und antike Tempel, dazu weiße Dörfer über tiefblauem Meer – so stellt man sich Griechenland vor. Tatsächlich liegt oft noch die urige Taverne am einsamen Strand, und spektakulär geht die Sonne über blauen Kirchenkuppeln unter: „Blumen aus Marmor“ nennen die Griechen poetisch ihre Inseln. Doch welche der mehr als 3.000 Inseln passt am besten für den eigenen Urlaub? Wir nennen die besten Inseln für unterschiedliche Wünsche.
Von Hans-Werner Rodrian
Für Badenixen: Rhodos
Blaues Meer und weite Strände: Rhodos ist die Strandschönheit Nummer eins unter den griechischen Ferienzielen. Und dazu gibt es Sonne satt – rund 3.000 Stunden im Jahr. Wer heute auf die fast hundert Kilometer lange Insel nahe der türkischen Küste kommt, der besucht zwar sicher auch das historische Rhodos-Stadt mit der prächtigen Kreuzritterburg. Aber eigentlich kommt er der Sonne wegen. Die klimatischen Voraussetzungen für einen Strandurlaub sind bei 280 Sonnentagen im Jahr ja auch ideal. Ein herrlicher Platz für Sonnenanbeter ist beispielsweise die fast kreisförmige Bucht unter dem Bilderbuchdorf Lindos. Ebenfalls als Top-Strand gilt der feinsandige Tsambika Beach. In Prassonissi, ganz im Süden der Insel, finden Wind- und Kitesurfer beste Bedingungen. Wer Trubel und Unterhaltung sucht, der ist in den Ferienorten an der Ostküste gut aufgehoben. In Faliraki zum Beispiel: Dort stehen die Liegestühle vor den Hotels dicht an dicht, doch daneben bleibt viel Platz am scheinbar endlosen Strand.
Für verliebte Paare: Santorin
Jeder Blick ein Postkartenmotiv, ein strahlendes Zusammenspiel aus weißgekalkten kubischen Häuschen, blauen Tür- und Fensterrahmen. Dazwischen leuchtet ein einzelner Hibiskusbusch: Auf den Caféterrassen des Dörfchens Oia (sprich: Ia) lässt es sich auch im Hochsommer gut aushalten. Direkt vor dem Mäuerchen geht es hundert Meter tief hinunter in die „Caldera“, den Krater von Santorin. Wie Spielzeuge dümpeln dort unten die Kreuzfahrtschiffe im spiegelglatten Meer, kleine Boote flitzen ameisengleich zwischen Schiffen und Ufer hin und her. Alle werden sie angezogen von dieser Wirklichkeit gewordenen Postkarte. Wie Würfelzuckerstückchen kleben die Häuser vorwitzig an der steilen Abbruchkante – eine kompakte Orgie in blendendem Weiß. Nur ganz gezielt sind ein paar blaue Farbtupfer gesetzt: ein Fensterladen, ein Stuhl auf der Gasse, eine Kirchenkuppel. Santorin ist eine Vulkaninsel, das merkt man auch beim Baden an den charakteristischen pechschwarzen Sandstränden. Einer, Amoudi, befindet sich gleich unterhalb von Oia. Nicht verpassen: den abendlichen Sonnenuntergang auf den Klippen.
Für Aktivurlauber: Kreta
Hohe Gipfel, tiefe Eindrücke: Griechenlands größte und südlichste Ferieninsel Kreta bezaubert Wasserratten wie Entdeckernaturen gleichermaßen. Trotz der schönen Strände: Für einen reinen Badeurlaub ist Kreta zu schade. Schließlich gibt es so viel zu entdecken. Sogar wer sonst nur wenig übrig hat für antike Sehenswürdigkeiten, darf sich zumindest den berühmten Palast von Knossos nicht entgehen lassen. Und Wanderfreunde kennen natürlich längst ihr Ziel: die 2.500 Meter hohen „Weißen Berge“, durch die sich 18 Kilometer lang die berühmte Samariaschlucht windet. An ihrer engsten Stelle steigen die Wände links und rechts 350 Meter senkrecht hoch. Mit seinen hübschen Bergdörfern und schroffen Felsküsten ist Kreta ein Paradies für Naturfreunde. Auch Strandläufer kommen auf ihre Kosten: 15 Kilometer lang und bis zu 70 Meter tief breitet sich der Sand östlich von Rethymnon aus. Im Gegensatz zu den bisweilen lauten Feriensiedlungen im Osten Kretas erstrecken sich zwischen den Hotels noch Felder und Wiesen. Wer ins quirlige Tavernenleben um den malerischen kleinen Hafen eintauchen will, der steigt einfach in den viertelstündlich verkehrenden Linienbus nach Rethymnon ein. Enge Gässchen, rote Ziegeldächer: Fast fühlt man sich dort nach Italien versetzt. Und tatsächlich ist Kretas schönste Altstadt geprägt von 400 Jahren venezianischer Herrschaft. In den alten Herrenhäusern haben sich längst schicke Modeboutiquen einquartiert, am Arimondibrunnen halten abends die Liebespaare Händchen.
Für Nachteulen mit Stil: Mykonos
Blendend weiß säumen kubische Häuser mit bunten Geländern enge, gewundene Gässchen: Das Kykladenstädtchen Mykonos ist bilderbuchschön und seit mehr als 50 Jahren Treffpunkt der Party-Hungrigen aus aller Welt. Kein Neubau verschandelt das Bild, Juweliere und Designer laden zum Einkaufsbummel ein. Selbst in den Jahren der tiefsten Krise ließ sich auf Mykonos niemand den Spaß verderben, geschweige denn jetzt, wo es wieder besser geht. Bunt beleuchtete Jachten schaukeln im Hafen von Mykonos-Stadt. In den Szene-Bars trifft man sich zu Klassik und Jazz beim Sonnenuntergang, auf Dachterrassen werden nachts Champagner-Partys gefeiert. Tagsüber fährt man mit Badebooten zu Sandstränden wie dem Paradise oder dem Super Paradise Beach, die kleidungsmäßig halten, was ihr Name verspricht. Legendär und entsprechend teuer sind dort der Beach Club Jackie O., einer der klassischen Elite-Hangouts der Insel, und Diskotheken wie das Cavo Paradiso am benachbarten Paradise Beach. Während sich die Reichen und Schönen am frühen Abend in Stimmung bringen, wird der Blick von der Terrasse über Mykonos-Stadt immer pittoresker. Vor den berühmten Windmühlen haben sich Hunderte zum Sundowner versammelt. Am Horizont flackern die Lichter der Nachbarinseln. Nach und nach gehen unten in der Altstadt mit den berühmten Kapitänshäusern von Little Venice die Laternen an. Die Nacht kann beginnen.
Für Romantiker: Korfu
Korfu war Sisis Sehnsuchtsinsel. Österreichs Kult-Kaiserin verliebte sich bereits vor mehr als hundert Jahren unsterblich in die grünste Insel Griechenlands. Kaum ein Korfu-Gast lässt sich den Besuch des herrlich kitschigen Sisi-Schlosses hoch über der Ostküste der Insel entgehen. In ihrer grenzenlosen Griechenland-Verehrung taufte die Kaiserin den schneeweißen Palast „Achilleion“, nach ihrem jungen Lieblingsgott Achill. Heute kann auf Korfu jeder sein Urlaubsglück finden. Viele Fähren legen auf ihrem Weg nach Griechenland zunächst in der venezianischen Inselhauptstadt an. Zwei mächtige Festungen begrenzen die Altstadt, die Gassen im Cambiello-Viertel sind besonders ursprünglich. Vom Abendcafé auf dem Dach des Hotels Cavallieri in der Südwestecke der Esplanade ist der Blick über die Stadt einfach märchenhaft. Aber wer heute auf Korfu Urlaub macht, sollte sich wenigstens für ein paar Tage einen Wagen mieten. Nur so erschließt sich die ganze Vielfalt dieser Insel: der Silberglanz von vier Millionen Olivenbäumen, das unwirkliche Türkis der Felsküste bei Paleokastritsa, das putzig weiße Kloster Bellavista und die goldgelben Sandstrände von Sidari. Wer dort durchs berühmte Felsentor „Canal d‘Amour“ schwimmt, kommt angeblich bald zu Glück in der Liebe. Und wer schon verliebt ist, darf sich anschließend küssen.
Für Entdecker: Inselhüpfen auf den Kykladen
Auf dem wackligen braunen Holzstuhl vor der „Barbarossa“-Bar sitzt ein zahnloser Alter mit der abgeschabten Schirmmütze tief im Gesicht und trinkt gedankenversunken an einem Glas Ouzo. Gegenüber in der untergehenden Sonne serviert der schnauzbärtige Ober frisch gebratenen Fisch. Rund um das winzige, kreisrunde Hafenbecken von Naoussa ganz im Norden der Insel Paros findet der Fremde auch heute noch Kykladen-Idylle pur: ein paar Fischerboote, die niedrigen Häuschen mit ihren farbenfrohen Holzbalkonen, buckliges Pflaster in engen Gässchen und das Meer vor der Haustür.
Nirgends ist Griechenland so griechisch wie auf den Kykladen. Das Waschmittelweiß der Dörfer, das badewarme Wasser, die kleinen heimeligen Buchten machen diese winzigen Inseln in der Ägäis zum Inbegriff hellenischer Ferien-Faszination. Jede Insel für sich ist eine Reise wert. Die malerischen Kykladen wandernd und badend zu entdecken, multipliziert das Glück. Die beliebteste Route verläuft zwischen Mykonos und Santorin, weil beide Inseln Direktflüge ab und bis Deutschland bieten. Und wer wollte zum Beispiel Santorin mit seinem weltberühmten Krater versäumen?
Zwischen den beiden Fixpunkten der Kykladen verkehrt ein engmaschiges Netz an Fährschiffen und Passagierbooten. Von Mykonos aus lässt sich so ganz einfach die griechische Götterinsel Delos per Tagesausflug erkunden. Und auf Paros tuckert man gern mit ehemaligen Fischerbooten an der Küste entlang, legt sich heute am „Golden Beach“ in die Sonne, packt morgen den Picknick-Korb auf dem weißen Sand von Kolimbithras aus. Mehrere „Kaikis“, kurze, stämmige griechische Kutter, laufen täglich nach Antiparos aus, der kleinen Schwesterinsel mit dem Traumstrand „Despotiko“.