Montenegro: Was das kleine Land spannend macht
Gerade mal sechszehn Jahre alt und ganz schön attraktiv: Montenegro, erst seit 2006 ein souveräner Staat, ist das Baby unter Europas Nationen. Als Reiseziel blieb es für die meisten Mitteleuropäer bislang ein weißer Fleck. Ein Fehler, denn in dem kleinen Adria-Land südlich von Kroatien gibt es so viel zu entdecken: einen Strand namens Copacabana genauso wie verwunschene Klosterinseln und einen Billardtisch im Gebirge. Wir sind schon mal vorausgereist und nennen die zehn spannendsten Gründe für eine Reise ins Land der Schwarzen Berge.
1. Die Bucht von Kotor
Ein starker Auftakt für ein kleines Land ist die Bucht von Kotor – der einzige echte Fjord des Mittelmeers. Von schroffen Felswänden umschlossen, verengt sich die Bucht erst zu einem nur 200 Meter breiten Isthmus, um sich danach dramatisch zur inneren Bucht zu öffnen. Herzig sind die beiden wie hingemalt vor dem bildhübschen Kapitänsstädtchen Perast gelegenen Kircheninseln: In der Kirche Gospa nod Skrpjela (Frau vom Felsen) hängen Hunderte von Votivtafeln zum Dank der Seefahrer für gute Rückkehr.
2. Das Städtchen Kotor
Wo die Bucht zu Ende scheint, folgt ihr Höhepunkt: das Städtchen Kotor. Venezianisch geprägt, nie von den Türken eingenommen, liegt die Altstadt da auf einem schmalen Landstreifen am Fuß des Bergs Sveti Ivan. Den Spaziergang zwischen mächtigen Festungsmauern durch autofreie Gassen vergisst man sein Leben lang nicht. Am besten setzt man sich erst mal in eines der Cafés vor dem Uhrturmplatz und lässt die Jahrhunderte auf sich wirken.
3. Das Schinkendorf Njegusi
Guten Appetit! 32 enge Haarnadelkurven von Kotor entfernt verteilt sich auf einer geschützten Hochebene das Bauerndorf Njegusi. Es wäre nicht der Rede wert, käme aus den unscheinbar-modernen Bauernhäusern nicht der beste Schinken des Balkan. Im Dorf kann man Njeguski Prsut in jedem zweiten Haus kaufen und vorher ausgiebig probieren.
4. Der Billardtisch von Cetinje
Noch eine dieser wunderschönen Passstraßen und wir sind in Cetinje angelangt. Die einstige Hauptstadt ist heute ein größeres Dorf – aber was für eins! Aus der ersten Unabhängigkeitszeit Montenegros (1878–1918) sind überall prächtige Botschaften der damaligen Großmächte zu finden – viele hatte König Nikola I. mit einer seiner hübschen Töchter verheiratet. Im bescheidenen Palast zeigt man den Billardtisch, der auf Eselsrücken von Kotor hochgebracht wurde.
5. Das Kloster Manastir Ostrog
Eine Autostunde landeinwärts grüßt ein weißes Schloss im Berg: Manastir Ostrog, das wichtigste serbisch-orthodoxe Kloster, klebt geradezu im Fels. Auf den Stein gepinselt sind rührende Darstellungen des Klostergründers. Vasilije Ostrovski, Metropolit der Herzegowina, hatte 1665 auf der Flucht vor den Türken das Kloster in den Fels hauen lassen.
6. Die Taraschlucht
Nur der Grand Canyon in den USA ist noch tiefer als die Taraschlucht: Bis zu 1.300 Meter hat der Tarafluss sein Bett ins Durmitorgebirge gegraben. Die 30 Kilometer Flusslauf vor der bosnischen Grenze sind sensationell: spektakuläre Wasserfälle, reißende Stromschnellen und irrwitzige Engstellen wechseln sich ab. Eine Rafting-Tagestour kostet ca. 50 Euro. Wer nicht so viel Zeit hat, der bekommt einen Eindruck vom Café an der fünfbögigen Tarabrücke bei Durdevica.
7. Budva, das St. Tropez der Adria
Vom Gebirge zurück ans Meer: Zwischen meterdicken Mauern aus dem Mittelalter thront das nach einem Erdbeben perfekt restaurierte Budva auf einer Halbinsel. Heute ist der einst südlichste Außenposten des Habsburger Reichs das Herz der montenegrinischen Riviera und besitzt ein Nachtleben wie St. Tropez. Im schicken Sporthafen dümpeln teure Jachten. Gäste aus aller Welt flanieren durch die verwinkelten Gassen, sitzen in den Straßencafés.
8. Die Hotelinsel Sveti Stefan
Nur einen ausgedehnten Küstenspaziergang südlich schiebt sich Montenegros Top-Postkartenmotiv ins Bild. Das putzige Halbinselchen Sveti Stefan mit dem bereits in den 1960er-Jahren zum Luxushotel umgebauten Fischerdorf beherbergte von Sophia Loren über Claudia Schiffer bis Sylvester Stallone unzählige Prominente. 2006 stieg die asiatische Luxushotelkette Amanresorts ein und übernahm auch gleich die ehemalige Sommerresidenz von König Nikola mit, das Hotel Miloćer in der kleinen Nachbarbucht.
9. Das Vogelparadies Skutarisee
Pelikane setzen zur Landung an: Der halb zu Albanien gehörige Skutarisee besitzt eine Vogelvielfalt wie nirgendwo anders in Europa. Am Ufer locken von Weinreben verhangene Vorgärten, zerfallene Kirchen und weiß ummauerte Friedhöfe. Einziges Dorf am See ist Virpazar mit seinem farbenfrohen Freitagsmarkt. Auf den Klosterinseln Gorica, Beska und Moraznik scheint die Zeit stehen geblieben. Der Wirt des urigen Fischrestaurants Pelikan am Dorfeingang organisiert Bootsausflüge auf die „Inseln Gottes“.
10. Die FKK-Insel Ada Bojana
Mit dem zwölf Kilometer langen Großen Strand von Ulcinj, den alle Copacabana nennen, endet Montenegro und beginnt Albanien. Dort liegt Ada Bojana. Vorbei sind die Zeiten, als einen Militärgeländewagen auf das Inselchen im Flussdelta brachten. Heute geht man einfach über eine Brücke. Urig bleibt die paradiesisch einsame FKKInsel trotzdem. Einfache Bungalows stehen auf der grünen Wiese. Am Strand herrscht striktes Badehosenverbot. Die Hose anbehalten darf, wer am Westufer des Flusses Bojana bleibt und dort eines der Fischrestaurants ansteuert – ein passender Schlusspunkt für die Reise in ein faszinierendes kleines Land.
Von Hans-Werner Rodrian
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