Wandern, Essen, Kunst: Auch Landratten lieben Sydneys Strände
Nicht nur Schwimmen und Surfen locken an die Strände der größten Stadt Australiens. Bondi und Manly Beach lassen sich auch ganz anders genießen.
Mehr als 70 Strände zählt die Hauptstadt des australischen Bundesstaates New South Wales; lediglich die spektakuläre Wolkenkratzerkulisse und 24 Kilometer Entfernung trennen zwei der berühmtesten. Eine Goldmedaille verdient der einen Kilometer lange Bondi Beach im Süden der Metropole. Dort feierte Beachvolleyball bei den Olympischen Spielen 2000 Premiere. Während das Nordende bei Schwimmern populär ist, fordert das Südende ambitionierte Surfer heraus. Ebenfalls als Surferparadies präsentiert sich der noch längere Manly Beach im Norden Sydneys. Beide haben gemeinsam, dass sie zum Schwimmen alleine viel zu schade sind.
Von Christian Boergen
Mehr als 70 Strände zählt die Hauptstadt des australischen Bundesstaates New South Wales; lediglich die spektakuläre Wolkenkratzerkulisse und 24 Kilometer Entfernung trennen zwei der berühmtesten. Eine Goldmedaille verdient der einen Kilometer lange Bondi Beach im Süden der Metropole. Dort feierte Beachvolleyball bei den Olympischen Spielen 2000 Premiere. Während das Nordende bei Schwimmern populär ist, fordert das Südende ambitionierte Surfer heraus. Ebenfalls als Surferparadies präsentiert sich der noch längere Manly Beach im Norden Sydneys. Beide haben gemeinsam, dass sie zum Schwimmen alleine viel zu schade sind.
Vor dem sechs Kilometer langen Bondi to Coogee Coastal Walk gibt ein leckeres Mittagessen im Strandrestaurant North Bondi Fish Kraft. Sei es für den sandigen Strandweg oder die feste Uferpromenade, die zum Meerwasser-Schwimmbecken am anderen Ende des Bondi Beach führt. Dort tummeln sich die Surfer, darunter echte Könner. Einheimische ziehen als Jogger oder Spaziergänger mit Hund vorbei. Die Kräfte der Erosion haben die malerische Felsenküste kurios geformt. Mal ragt der Kalkstein wie eine Welle über den Küstenwanderweg, mal führen Treppen auf die Klippen und hinab. Wo immer möglich, bahnen Rampen Rollstuhlfahrern und Joggern den von Gummibäumen und Indischem Blumenrohr gesäumten Weg.
Jeden Herbst regt die „Sculpture by the Sea"-Ausstellung mit anderen Skulpturen zum Nachdenken an. Gerade erst schockierte der Chinese Zheng Yuan Lu Passanten mit einer Strandleichenskulptur im Müllsack. Seine Landsfrau Yumin Jing stellte eine bepflanzte stählerne Reisetasche an den Coastal Walk. Mit etwas Glück sind von Mai bis November Wale vom Weg aus zu sehen. Unter Naturschutz stehen die bizarren Felsen des Gaerloch Reserve. Der Aborigine-Bezeichnung „Gama Gama" verdankt der Tamaramastrand seinen Namen. Im Volksmund wird er als „Glamarama" verballhornt, weil sich die Schönen und die Reichen in dem 1920 eingerichteten Park ein Stelldichein geben. Wellenreiter lassen sich von starken Strömungen nicht abschrecken, die Tamarama zu einem der gefährlichsten Surfreviere Australiens machen.
In der nächsten Bucht glänzt der breite Brontestrand mit Grill- und Picknickstationen. Sein Name geht auf den britischen Seehelden Lord Nelson, Herzog von Bronte auf Sizilien, zurück. Vorbei an Waverleys historischem Friedhof, geht es zum bei Schnorchlern und Schwimmern populären Clovelly Beach. Mit einer spektakulären Aussicht belohnt die steile Treppe an der Gordons Bay alle, die bis hierhin durchhalten. Gastronomie, ein Parkgelände mit Barbecue-Stationen und noch mehr Strand warten in Coogee.
Für die Fährpassage nach Manly spricht bereits der Blick auf Sydneys Skyline hinter dem Opernhaus. Mit 1,5 Kilometern ist der Manly-Strand noch länger und breiter als der Bondi Beach. An seiner Uferpromenade spenden Bäume Schatten; ein unschätzbarer Vorteil im Lichtschutzfaktor-50-Land. Familienfreundlich präsentiert sich der Manly Beach, weil er sehr flach und feinsandig ins Wasser abfällt. Zugleich ist der Badeort ein erstklassiges Surfrevier. Manly war 1964 Austragungsort der ersten Weltmeisterschaften und empfängt alljährlich im Februar Wellenreiter zu den „Australian Open". Entsprechend viele Board-Shops säumen die an den Strand führende Fußgängerzone mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten darüber hinaus.
In vier Stunden ist der Küstenwanderweg Manly-Spit Bridge durch den Nationalpark bis an Sydneys Hafen zu schaffen. Unterwegs tummeln sich Wasseragamen und Kormorane an der Fairy-Bower-Küste, wo auch Kunstobjekte den „Scenic Walkway" säumen. Zwei Seenymphen recken sich am Meerwasser-Schwimmbecken, während gegenüber ein liegender Surfer eine Uferfelsenwelle reitet. Der nahe Shelly Beach heißt so, weil er aus Muschelschalen besteht. Hier veranstaltet Damien McClellan von Eco Treasures Schnorcheltouren.
Masken, Taucherbrillen und Schwimmflossen bringt er mit und zeigt seinen Gästen im Marinepark Riesenlippfische, die über einen Meter lang werden können. Alle „Blue Grouper" werden als Weibchen geboren, erzählt Damien. Blau färben sie sich erst, wenn sie mindestens fünf Kilogramm wiegen und das Geschlecht wechseln. Das ist für diese Fische typisch: „Bei Männermangel mutiert das älteste Weibchen zum Männchen", weiß der Ökoguide. Mit kräftigen Kiefern beißen ältere Grouper sogar Muschelschalen auf. So entstand der Shelly Beach. Unter Wasser zeugt ein Tangwald von Nährstoffreichtum. Zwischen den Felsen tummeln sich ganze Schwärme bunter Fische, Seeigel und gelegentlich rosa Quallen.
Wer Hunger bekommt, der packt sein Handtuch zusammen und geht ins Boathouse Shelly Beach. Dort locken Garnelen mit Sauerteigbrot, Austern und Barramundi, werden Salate, Burger sowie die Pizzavariante „Flatbread" serviert. Hinter dem Boathouse beginnt der Sydney-Harbour-Nationalpark. Hochsaison ist hier von Mai bis Oktober, wenn Wale und Delfine vorbeiziehen. Einen guten Rat für die Rückkehr an den Manly Beach hat Damien ebenfalls parat: „Nehmt Euch vor Zusammenstößen mit Langstreckenschwimmern in Acht!"