48 Stunden in Straßburg: Mit dem Leihfahrrad zum Münster
Straßburg ist berühmt für seinen Weihnachtsmarkt, das Münster, kitschig-schöne Fachwerkhäuser und futuristische Gebäude des Europaviertels. Die Metropole am Rhein hat aber auch mehr Radwege als jede andere Stadt Frankreichs. Flott und unkompliziert die Stadt entdecken ist das pure Vergnügen. Nicht nur, weil man tun kann, was mit dem Auto nie möglich wäre: direkt zu den Sehenswürdigkeiten fahren und unterwegs auch mal anhalten und in aller Ruhe aus nächster Nähe schauen.
ERSTER TAG
15 Uhr Fahrrad mieten und los
Straßburg ist Radfahrerstadt. Mit 600 Kilometern verfügt die „Hauptstadt Europas“ über das am weitesten ausgebaute Radwegenetz Frankreichs. Unkompliziert ist es, ein Fahrrad zu mieten. Es gibt zum Beispiel das Verleihsystem Velhop (www.velhop.strasbourg.eu), das in fünf Läden und 20 automatischen Verleihstationen in der Stadt 6000 Räder anbietet, und L’Increvable an der Place de Zurich 3 (www.location-velo-strasbourg.com) mit etwas hochwertigeren Rädern und Zubehör wie Satteltaschen und Kinderanhängern. Die an Infoständen angebotenen Stadtpläne sind gut für einen Überblick, wegen der guten und übersichtlichen Beschilderung der Wege aber nicht zwingend notwendig. Und die alles überragende Turmspitze des Münsters ist sowieso immer ein guter Orientierungspunkt.
16 Uhr Vorgeschmack auf die Olympischen Sommerspiele von Paris
Wie Gummibälle schießen die Jungs über die Kante der Halfpipe, bei der man als Zuschauer den Kopf in den Nacken legen muss, um ganz nach oben zu sehen. Der Skate Parc de la Rotonde ist Teil des landesweiten Projektes „Terre de Jeux 2024“, mit dem die Olympischen Sommerspiele von Paris auch in die Regionen gehen. Bevor sich die Athleten hier auf die Wettkämpfe vorbereiten werden, ist das imposante Areal Anziehungspunkt für ambitionierte Skater, BMXer oder Scooter-Fahrer. Für Einsteiger gibt es nebenan alles noch ein paar Nummern kleiner, so dass hier alle ihren Spaß haben. Auch Schnupperkurse werden angeboten. Zum Gelände gehören Sporthallen, Fußball- und Leichtathletikanlagen sowie Frankreichs größte und ganzjährig geöffnete Eishalle „Iceberg“.
18 Uhr Bummel durch La Grande Île
Wohl kein anderes Viertel von Straßburg ist so bekannt wie das einstige Gerberviertel La Petit France. Spitze Dächer, üppiger Blumenschmuck vor dunklem Fachwerk, enge Gassen und die Kanäle der Ill sind typisch für die berühmteste Ecke der Grande Île. Es lohnt sich aber auch, ein Stück weiter zu bummeln. Die Grande Île hat nette Läden und eine Vielzahl von Lokalen, in denen es nicht nur Elsässer Klassiker wie hauchdünne Flammekuchen, das mit verschiedenen Fleisch- und Gemüsearten zubereitete Schmorgericht Baeckeoffe, das deftige Sauerkrautgericht Choucroute, Spaetzle oder das klassische Fischragout Matelote gibt. Eine gute Alternative: Sich unterwegs durch verschiedene Küchen und Köstlichkeiten probieren. Rechtzeitig reservieren lohnt sich nicht nur in den Restaurants in erster Reihe.
21 Uhr Kleine Runde durch die erleuchtete Altstadt
Zum Tagesabschluss noch eine kleine Runde mit dem Rad. Stimmungsvoll beleuchtet ist die ohnehin eindrucksvolle Fassade der Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg mit Rosettenfenster und detailverliebten Figuren, Statuen und Türmchen noch gewaltiger als tagsüber. Zusätzlich setzt der Lichtdesigner Daniel Knipper mit seiner „Phosphoreszenz“ von Sonnenuntergang bis Mitternacht an der Westfassade immer wieder andere Beleuchtungsakzente. Schon von weitem ziehen die Aussichtsterrassen des Vauban-Wehrs am Rande von La Petit France die Blicke auf sich, weil die Bögen dieser großen Schleuse kontrastreich illuminiert sind. Gleich in der Nähe strahlt das von Adrien Fainsilber entworfene Museum für moderne und zeitgenössische Kunst aus viel Glas und Metall und mit großen Graffitis des New Yorker Kunstkollektivs Faile auf der Fassade.
ZWEITER TAG
9:30 Uhr Literarischer Marktbummel
Zum Tagesstart lässt es sich wunderbar über den Büchermarkt in der Rue des Hallebardes und auf dem Place Kléber schlendern (Di, Mi, Sa 9–19 Uhr). Weil Straßburg schon jetzt vorbildliche Konzepte zur Leseförderung hat und der Bevölkerung Bücher und Literatur auf vielfältige Art zugänglich macht, wurde die Stadt, in der Gutenberg zehn Jahre an der Erfindung des Buchdrucks tüftelte, von der UNESCO zur „Welthauptstadt des Buches“ 2024 gekürt. Vom 23. April an, dem Welttag des Buches, wird es mehr als 200 Veranstaltungen und Festivals geben. Schön sind auch der Blumenmarkt in der Rue des Grandes Arcades (Mi, Fr 9–19 Uhr) und der Flohmarkt auf dem Place de l’Étal, dem Place de la Grande Boucherie und der Ecke zur Rue de la Douane (Mi, Sa 7–16 Uhr).
11 Uhr Sightseeing mit dem Boot auf der Ill
An der Anlegestelle Cathédrale legen die Batorama-Boote zur Stadtrundfahrt ab, gleiten vorbei an den kitschig-schönen Fachwerkhäusern des Gerberviertels La Petite France hinaus in die Neustadt bis zum Europaviertel mit seinen imposanten Parlamentsgebäuden hinter Glasfassaden. Tickets gibt es online (www.batorama.com) oder vor Ort am Schalter im Office du Tourisme am Place de la Cathédrale. Tipp: Es lohnt sich je nach Wetter darauf zu achten, ob die Wunschtour mit offenem oder überdachtem Boot gefahren wird. Erklärungen zum Gesehenen bekommt man über Kopfhörer in unterschiedlichen Sprachen und auch als unterhaltsame Variante für Kinder.
13 Uhr Mittagessen am Quai des Bateliers
An der Uferpromenade des Studentenviertels La Krutenau reihen sich einladende Lokale aneinander und zusätzlich an den Wochenenden nicht selten Stände, an denen regionale Spezialitäten angeboten werden. Alle, die noch nicht genug vom Wasser haben, zieht es an den Plage, den Strand, auf eines der drei am Ufer vertäuten Schiffe mit Bars und Restaurants. Eine der feinen Adressen an Land: „L'Artisan du Wrap“, wo Yao Maglo und sein Team ganze Menüs frisch in Wraps rollen. Dazu gibt‘s hausgemachten Eistee oder regionale Softdrinks und herrliche Desserts.
15 Uhr Die Münsterplattform erklimmen
Ein Erlebnis für alle, die körperlich fit sind und nicht von Höhenangst geplagt werden, ist der Aufstieg über die enge Wendeltreppe hinauf zur 66 Meter hoch gelegenen Münsterplattform. Einst hatte ein Brandwächter von dort aus die Stadt im Blick. Heute genießen Besucher den eindrucksvollen Blick über Stadt, Elsass, Schwarzwald und Vogesen. Wenn die Schlange der Wartenden zu lang ist, schiebt man einen Bummel durch die umliegenden Läden ein. Ausgenommen Weihnachten und Neujahr ist der Turm täglich geöffnet (April bis September 9:30-13 Uhr und 13:30-20 Uhr, Oktober bis März 10-13 Uhr und 13:30-18 Uhr). Der letzte Aufstieg ist 45 Minuten vor der Schließzeit.
17 Uhr Happy Hour
So macht der Abend Laune: indem man sich bei einem „Freeky Strawberry“ im „Drunky Stork Social Club“ (www.thedrunkystorksocialclub.com) auf den Abend einstimmt.
DRITTER TAG
9 Uhr Schwimmen im prachtvollen Stadtbad
Umfangreich renoviert wurde vor zwei Jahren das denkmalgeschützte neobarocke Bad von 1908 wiedereröffnet. Die von Fritz Beblo entworfene historische Schwimmhalle mit ihren hohen Räumen, den teilweise noch vorhandenen Originalkacheln an den Wänden und bunten den Fenstern strahlt historisches Flair aus. Gegen Aufpreis kann man im historischen römisch-irischen Bad saunieren oder den modernen Wellnessbereich nutzen – Münsterblick inklusive (www.bainsmunicipauxdestrasbourg.fr). Wie in allen öffentlichen Bädern in Frankreich sind auch hier keine Badeshorts erlaubt. Freitags ist in den Sommermonaten Pool-Party von 20 bis 23 Uhr.
11 Uhr Frühstück am Place d’Austerlitz
Fruit Bowl mit frischen Früchten und Granola, Omelette oder einfach nur ein Croissant? Das Café Bâle an der recht unspektakulären, aber sehr grünen Place d’Austerlitz ist ein guter Ort, um gemütlich und weitab vom Trubel in den Tag zu starten.
12:30 Uhr Astronomische Uhr
Was muss im 16. Jahrhundert die 19 Meter hohe astronomische Uhr in der Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg für eine Sensation gewesen sein! Reich geschmückt und verziert ist die astronomische Uhr ein Meisterwerk der Renaissance und bis heute beeindruckend. Pünktlich um 12:30 Uhr setzen sich ihre Automaten in Bewegung und symbolisieren die Vergänglichkeit des Lebens. Da ziehen Figuren unterschiedlichen Lebensalters am Tod vorbei, die Apostel defilieren vor Christus und ein flügelschlagender Hahn erinnert mit seinem dreifachen Krähen daran, wie Petrus Christus verleugnete.
Eintritt zwischen 11:30 und 12 Uhr am Südportal. Keine Vorführung an Sonn- und Feiertagen.
13:30 Uhr Le 5ème lieu
Gleich neben der Kathedrale liegt das Zentrum zur Interpretation des Kulturerbes und der Architektur von Notre-Dame de Strasbourg. Spannend ist vor allem die Dauerausstellung im Obergeschoss, die Besuchern interaktiv Architektur und Entwicklung der Stadt nahe bringt. Wer noch ein Mitbringsel braucht: Im Parterre in der Kulturboutique gibt es schöne Andenken.
Weitere Informationen:
Office de Tourisme de Strasbourg et sa Region, 17 place de la Cathedrale, 67082 Strasbourg, Frankreich, Tel. 0033/388/522828, www.visitstrasbourg.frMit der Straßburg City Card (6,50 Euro für Erwachsene, 3,50 Euro für Kinder) gibt es an sieben aufeinanderfolgenden Tagen zahlreiche Ermäßigungen sowie freien Eintritt bei etlichen Museen. Erhältlich beim Office de Tourisme.
Von Heidi Siefert
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